Beten mit Ignatius von Loyola
Ignatius von Loyola erlebte eine radikale Wende in seinem Leben. Auf dem Krankenbett musste er über sein Leben nachdenken und wurde von der Lektüre über das Leben Jesu und von Heiligen ergriffen von der Vision, ein sinnerfülltes Leben für Gott in der Nachfolge Jesu zu leben. In seinen „Exerzitien“ gibt er uns bis heute wertvolle und wichtige Hinweise für einen geistlichen Weg in der Nachfolge Jesu.
Nimm hin, o Herr, meine ganze Freiheit. Nimm an mein Gedächtnis, meinen Verstand, meinen ganzen Willen. Was ich habe und besitze, hast du mir geschenkt. Ich gebe es dir wieder ganz und gar zurück und überlasse alles dir, dass du es lenkst nach deinem Willen. Nur deine Liebe schenke mir mit deiner Gnade. Dann bin ich reich genug und suche nichts weiter.
Mein Herr und mein Gott,
Du allein weißt,
wie mein Leben durch alles Scheitern hindurch
gelingen kann.
Lehre mich,
Dein Angesicht zu suchen
und dem Geheimnis innezuwerden,
dass ich nach Deinem Bild geschaffen bin.
Du allein weißt,
was meiner Mensch-werdung dient
und wie Dein Wirken
an mir offenbar werden soll.
Schenke mir ein großmütiges Herz,
dass ich Gesundheit nicht mehr verlange als Krankheit,
Reichtum nicht mehr als Armut.
Ansehen nicht mehr als Verachtung,
langes Leben nicht mehr als ein kurzes...
Verfüge über mich nach Deinem Willen,
damit ich mehr und mehr
zu dem Bild und Gleichnis werde,
dass Du Dir von mir gemacht hast
zur Verherrlichung Deines heiligen Namens.
Gott unser Vater,
Du bist uns immer nahe:
in der Stille und in der Geschäftigkeit,
in der Einsamkeit und in der Begegnung,
im Vertrauten und im Fremden.
Lass uns immer mehr entdecken:
Dass Du für uns da bist
und wir Dich in allen Dingen suchen und finden können.
Als Zeichen Deiner Nähe
hast Du uns Jesus, Deinen Sohn, gesandt.
Lass uns Ihn immer tiefer erkennen:
damit wir die Welt sehen, wie Er sie sieht,
urteilen, wie Er urteilt, handeln, wie Er handelt.
Erfülle uns mit Deinem Heiligen Geist,
dass wir Jesus immer mehr lieben
und Ihm immer mehr nachfolgen.
Amen
- Mich einfinden
Den Schrifttext wählen, mit dem ich beten will.
- Mir den Raum zum Beten schaffen
Ich sorge für die „äußere Stille“, d.h., ich wähle einen ruhigen Platz und nehme die Körperhaltung ein, die mir jetzt hilft, wach da zu sein. Ich versuche, möglichst ruhig in meinem Leib zu bleiben, damit ich die inneren Bewegungen besser wahrnehmen kann.
Und ich sorge für die “innere Stille“, d.h., ich mache mir bewusst, dass ich jetzt ungestört Zeit habe für mich – vor Gott, vor Jesus Christus. Ich brauche nichts zu leisten. Ich darf da sein mit meinem ganzen Sein; mit Körper, Geist und Seele; mit allem, was mich beschäftigt; so, wie ich jetzt bin, in Seiner Gegenwart.
- Mich aufmachen
„Bitten“, dass ich jetzt ganz auf Gott, auf Jesus Christus hin ausgerichtet sei, und dass Sein Geist jetzt in mir bete.
Den Schrifttext „lesen“, mir dabei den Schauplatz, die Atmosphäre vergegenwärtigen, die Bühne, auf der die Geschichte spielt.
Ich „erbitte“, was ich sehne und wünsche; vielleicht, dass Er mich ansprechen möge, dass ich Ihm begegnen darf – oder dass ich nicht taub sei für Sein Wort, Seine Einladung, sondern voll Bereitschaft; oder dass ich sehen darf, was Er mir mit dieser Schriftstelle für mein Leben zeigen will.
- Verweilen
Ich gehe den Schrifttext langsam – vielleicht laut – durch; Wort für Wort, Satz für Satz. Oder: ich lasse das Geschehen auf mich wirken, ich nehme innerlich daran teil, ich schaue, höre, spreche, glaube …
Ich bleibe bei dem, wo ich angesprochen bin, lasse es einsinken, lasse mich betreffen…
Wenn mich nichts betrifft, halte ich aus, wartend, hoffend…
- Ins Gespräch, in Beten kommen
Ich knüpfe an dem an, was ich anfangs als Wunsch oder Sehnsucht ausgesprochen habe; ich versuche, mit Ihm – wie er spricht oder handelt – ins Gespräch zu kommen: dankend, fragend, lobend, bittend, z.B. um Entschlossenheit, Schritte in die Richtung zu tun, die ich sehe…
- Rückschauen
Nach der Gebetszeit mache ich mir klar, wie es mir ergangen ist, was in mir nachklingt. Vielleicht kann es helfen, einiges davon aufzuschreiben.