IMA-Projekt
„Kirche - Stadtentwicklung - Sozialraum“ - Kirchliche Arbeit in Neuen Stadtquartieren
Update: Das IMA-Projekt „Kirche - Stadtentwicklung - Sozialraum“ hat bereits das Ende seiner Laufzeit erreicht. Im Folgenden erfahren Sie mehr über das Konzept des Projekts. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an
„Die Bevölkerungsentwicklung in Leipzig verblüfft immer wieder. Erwartungsgemäß konnte die Messestadt auch 2021 deutlich zulegen. Am letzten Tag des alten Jahres zählte Leipzig 609 869 Einwohner mit Hauptwohnsitz, was 4462 mehr waren als am 31. Dezember 2020.“ So der Aufmacher der Leipziger Volkszeitung vom 3. Februar 2022. Seit 2005 ist die Stadt Leipzig um über 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner gewachsen. Eine höhere Nachfrage, wachsender Druck auf dem Wohnungsmarkt und Gentrifizierung sind Folgen. Stadtentwicklungspolitik ist darum ein heiß umkämpftes Thema. Viele unterschiedliche Interessenträger bemühen sich, ihre Perspektive in die Planungsprozesse einzubringen. Kirchgemeinden stehen vor der Herausforderung, in dieser dynamischen Gemengelage von der Stadtgesellschaft als engagiert, relevant und profiliert wahrgenommen zu werden.
Diese äußeren Bedingungen verbinden sich mit einem inneren Auftrag der Kirche. Er geht davon aus, dass der christliche Glaube nie nur Privatsache sein kann. Ganz am Ende der Bibel wird die Vision eines „neuen Jerusalem“ entworfen, einer Stadt, in der es kein Leid mehr geben wird, kein Geschrei und Gott mittendrin dabei ist. Mit ihr verbindet sich der Auftrag Jesu, sich den Menschen zuzuwenden, über Grenzen hinweg. Christinnen und Christen sind hiermit kritische Maßstäbe gegeben, anhand derer sie die Stadt beurteilen, wie sie ist. Zugleich sind sie aufgefordert, sich aktiv einzubringen und an der Gestaltung einer humaneren Stadt mitzuwirken.
An dieser Stelle setzt die Projektpfarrstelle an. Durch Aktivitäten auf der Grenze zwischen Kirche und Zivilgesellschaft wird sichtbar, wie der christliche Glaube sich im Interesse für die Stadt zeigt und in konkrete Verantwortung umsetzt. Das geschieht in den neuen Stadtquartieren, die auf ehemaligem Bahngelände am Eutritzscher Freiladebahnhof, im Umfeld des Hauptbahnhofes und am Bayerischen Bahnhof errichtet werden. Wie kommt Kirche hier zukünftig vor? Klar ist, sie wird keine neuen Gebäude errichten, denn es gibt derer bereits genug in Leipzig. Die zu verbauenden „Steine“ müssen also anderer Natur sein. Ressourcen werden erschlossen durch Kooperation von Kirchgemeinden mit Partnern im Sozialraum, dem Quartiersmanagement, der Diakonie oder anderen kulturellen Akteuren. Die christliche Stimme mischt sich in den Chor der Initiativen für eine lebenswerte Stadt. Stadtteilkulturzentrum, ein fester Ort für Beratung und Begegnung, soziale Mischangebote unter Beteiligung der örtlichen Kirchgemeinde. Das sind Perspektiven, die mit zivilgesellschaftlichen Partnern, den Investoren, der Stadt und den Menschen vor Ort verfolgt werden. Sie führen auch zu einem neuen Miteinander von Kirche, Diakonie und anderen Akteuren in der Gesellschaft im Sinne nachhaltiger sozialer und kultureller Teilhabe.
Anschließend an dieses Arbeitsfeld ergibt sich der Auftrag an die Projektpfarrstelle zur Multiplikation des Themenfeldes „Sozialraumorientierung“ in den kirchlichen und diakonischen Binnenraum. Kirchgemeinde wird dabei als Teil des Quartiers und seiner Bewohnerinnen und Bewohner verstanden. Was entsteht, wenn Kirche nicht zuerst fragt, was sie anbieten könnte, sondern welche Erwartungen an sie im säkularen Umfeld bestehen? Welche Partner bieten sich an? Wie verändert das kirchliche Sprache, gewohnte Formen und letztlich Kirche selbst? Hier geht es um verstehen, vernetzen, übersetzen. In Leipzig gibt es viele Ansätze und neue Ideen in diesem Sinne, die nun durch Gremien, Arbeitsgruppen und Initiativen weitergedacht werden.
In einem dritten Arbeitsfeld ist die Blickrichtung umgekehrt. Hier steht der Auftrag, christliche Themen und kirchliche Vollzüge aus dem binnenkirchlichen Raum in der Öffentlichkeit zu setzen. Der Ansatz entspricht dem in den anderen Arbeitsfeldern. Ausgehend von den wahrgenommenen Bedürfnissen in der Stadt gestaltet Kirche Angebote, die in der Stadt wahrgenommen werden. In den vergangenen Jahren wurde das bereits durch Formate wie „Leipzig singt Stille Nacht“, den digitalen Adventskalender der Kirchen Leipzigs oder das Format „Klagezeit“ umgesetzt. Hinzu tritt für den Kirchenbezirk die Beteiligung an regionalen und überregionalen Aktivitäten, die sich an der Schnittstelle von Kirche, Öffentlichkeit und medialer Vermittlung bewegen, wie im Frühjahr 2022 das Rahmenprogramm zur Eröffnung der bundesweiten Aktion „Woche für das Leben 2022“ von EKD und DBK in und um die Nikolaikirche.